Ihr plant gerade eure Gästeliste und habt einen großen Freundeskreis, mit dem ihr über viele gemeinsame Jahre, unzählige schöne Erinnerungen gesammelt habt. Aber wenn du ehrlich bist, gibt es da auch Menschen, mit denen du heute kaum noch wirklich verbunden bist. Man sieht sich auf Geburtstagen, lacht im Gruppenchat, aber der echte, enge Kontakt… ist eigentlich schon lange nicht mehr da. Und dann ist da dieser leise Gedanke, der immer wieder auftaucht: Wie soll ich das mit der Gästeliste bloß lösen?
Warum es okay ist, nicht jede:n einzuladen
Es ist leicht, sich schlecht zu fühlen, wenn man Menschen außen vor lässt – gerade, wenn man sie eigentlich gern mag. Aber nicht jede Freundschaft bedeutet dasselbe. Und nicht jede Beziehung lebt außerhalb der Gruppe weiter. Und genau das ist okay.
Da ist zum Beispiel Lena – du kennst sie seit dem Studium. WG-Partys, Festival-Sommer, unvergessliche Abende mit der Clique. Ihr habt zusammen so viele Erinnerungen gesammelt. Und trotzdem: Ihr seht euch eigentlich nur, wenn ihr zufällig mal einen Termin findet. Ihr schreibt euch sehr selten, persönlich geworden seid ihr dabei nie.
Ben ist ein ähnlicher Fall. Immer bei den Spieleabenden, immer gut drauf. Aber dein Partner kennt ihn kaum, und wenn du ehrlich bist, würdest du dich nicht mit ihm alleine auf einen Kaffee treffen. In der Gruppe funktioniert’s – außerhalb? Nicht wirklich.
Und dann ist da Jana. Kennengelernt auf einer Hochzeit vor zwei Jahren, und irgendwie war da sofort dieses Gefühl von echter Verbindung. Mit ihr kannst du tief gehen. Ihr habt zusammen gelacht, geweint, euch durch gute und schlechte Zeiten getragen. Ihr seht euch oft. Diese Freundschaft ist zwar ruhig, aber sie ist ganz nah.
Das alles sind Beziehungen, die Raum in deinem Leben haben – nur auf ganz unterschiedliche Weise.
Manche leben von der Gruppendynamik, von lautem Lachen, gemeinsamen Erinnerungen, dem Gefühl von „damals“. Und manche wurzeln tiefer. Sie sind persönlich, intim, tragend.
Deine Hochzeit ist kein Gruppen-Event. Sie ist nicht dafür da, alle zu versammeln, mit denen du mal einen Gin Tonic geteilt hast. Sie ist der Moment, an dem du dich ganz bewusst für Nähe entscheidest. Für Menschen, die dich als Mensch – nicht nur als Teil einer Gruppe – sehen und begleiten.
Echte Nähe braucht manchmal Mut zur Abgrenzung. Und nein, das macht dich nicht herzlos oder undankbar. Klar, du willst niemanden verletzen, willst keine Freundschaft aufs Spiel setzen – und trotzdem: Diese Entscheidung ist wichtig. Für euch, für eure Atmosphäre, für euren Tag. Und sie darf ehrlich sein.

Die 3C-Regel: Core – Casual – Courtesy
Ein klarer Blick auf eure Gästeliste – wie du erkennst, wer wirklich zu eurem Tag gehört.
Gerade wenn du Teil einer großen Clique bist, fühlt sich das Aussortieren auf der Gästeliste an wie ein Minenfeld. Die 3C-Regel hilft, in solchen Konstellationen mit Liebe und Klarheit zu entscheiden.
1. Core – Der Herzenskreis
Das sind die Menschen, die auch außerhalb der Gruppe wirklich da sind.
Diejenigen, mit denen du auch allein Zeit verbringst, mit denen du über echte Themen sprichst. Sie kennen dich, sie kennen euch als Paar – nicht nur die „Version von dir“, die du in der Gruppe bist.
💡 Wenn du an sie denkst, spürst du sofort: Du bist Teil meines Lebens – nicht nur Teil der Gruppe.
2. Circle – Der Gruppenkreis
Menschen, mit denen du schöne gemeinsame Zeiten hast – aber vor allem in der Gruppe.
Ihr lacht viel zusammen, teilt Rituale, Urlaube, Events. Aber: Würdet ihr euch auch zu zweit treffen? Fühlt es sich komisch an, wenn mal kein anderer dabei ist? Dann ist es wahrscheinlich mehr Gruppendynamik als echte persönliche Nähe.
💡 Sie gehören zu „eurem Kreis“, aber nicht unbedingt zu eurem Tag.
3. Courtesy – Der Verpflichtungskreis
Menschen, bei denen sich eine Einladung „richtig“ anfühlen sollte – aus Gewohnheit, Tradition oder dem Wunsch, kein Drama zu verursachen.
Vielleicht erwartet es jemand. Vielleicht ist es „besser für den Frieden“. Aber wenn du ehrlich bist, löst der Gedanke an ihre Anwesenheit eher Anspannung als Freude aus.
💡 Wenn du sie nur einlädst, um keinen Ärger zu bekommen – darfst du es auch lassen.
Diese Einteilung hilft dir, bewusst zu entscheiden – nicht aus schlechtem Gewissen heraus, sondern aus innerer Klarheit.
Beispiele für die Kommunikation deiner kleinen Gästeliste
Beispiel für jemanden aus dem „Circle“-Kreis
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„Ich wollte dir offen sagen, dass wir uns entschieden haben, unsere Hochzeit sehr persönlich und im kleinen Kreis zu feiern. Das war keine einfache Entscheidung – weil wir viele liebe Menschen kennen, mit denen wir schöne Erinnerungen teilen. Aber wir möchten uns an dem Tag wirklich auf unsere engsten Verbindungen konzentrieren. Ich hoffe, du kannst das verstehen – und ich würde mich freuen, wenn wir beim nächsten Gruppentreffen auf uns anstoßen.“
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„Wir haben unsere Gästeliste auf die Menschen beschränkt, mit denen wir eine sehr enge, persönliche Verbindung haben – einfach, weil unser Rahmen begrenzt ist. Du bist ein wertvoller Teil unseres gemeinsamen Kreises und wir freuen uns, wenn wir uns bald wieder einmal in diesem Rahmen sehen.„
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„Die Gästeliste war ein ziemliches Puzzlespiel – so viele tolle Menschen, aber eben nur begrenzter Platz. Wir haben sie wirklich auf den Kern reduziert, was super schwer war und nur den engsten Kreis eingeladen – aber ich hoffe, du weißt trotzdem, wie gern wir dich haben.“
Beispiel für den „Courtesy“-Kreis
„Unsere Hochzeit wird im sehr kleinen Rahmen stattfinden – nur mit den Menschen, die uns aktuell sehr nahe stehen. Ich hoffe, du kannst verstehen, dass wir bewusst auf einen größeren Kreis verzichten. Ich freue mich, wenn wir zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe anstoßen.“
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„Da wir unsere Hochzeit sehr persönlich halten, mussten wir schweren Herzens einige Menschen aus dem weiteren Umfeld außen vor lassen. Ich hoffe, du nimmst uns das nicht übel – und weißt, dass es keine Bewertung unserer Verbindung ist, sondern einfach eine Entscheidung für mehr Quality-time mit jedem Gast an diesem besonderen Tag.“
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„Wir haben uns für eine Tiny Wedding und gegen eine Einladung über den engeren Freundes- und Familienkreis hinaus entschieden. Ich hoffe, du kannst das nachvollziehen – es ist eine sehr bewusste Entscheidung und kein Zeichen von Distanz.“
So kommt ihr mit eurer Hochzeitsplanung schnell voran, denn ja – wie bereits erwähnt, braucht es eine ganze menge Mut, die Gästeliste ehrlich zu gestalten. Aber es lohnt sich. Denn jeder Platz ist kostbar – emotional wie finanziell ;).